In seinem sehr lesenswerten Gastbeitrag in die Zeit vom 29. April 2022 schreibt der Bündner Politologe Claudio Dermont über das neue Wahlsystem.
Einen besonders bemerkenswerten Abschnitt möchte ich herauspicken:
[….] Für die Parteien bedeutet dies, in möglichst allen 39 Wahlkreisen eigene Kandidaten zu finden, auch in jenen mit wenigen Hundert Stimmberechtigten. Das nimmt zuweilen skurrile Züge an, denn die meisten Personen auf den Wahllisten haben keine Politik-Erfahrung. So finden sich nun Skilehrer, ein Käsermeister, Dozentinnen, Winzer und auch Väter und Söhne auf dem Kandidaten-Karussell.
Erstens fällt mir der ungewöhliche Sprachgebrauch auf. So wie ich nämlich diesen Abschnitt lese, sind alle Frauen auf den Wahllisten Dozentinnen. Ansonsten kandidieren nur allerlei Männer… Spass beiseite. Diese männerzentrierte Sprache ist vermutlich dem Umstand geschuldet, dass Die Zeit eine andere Sprachregelung als unsere Medien kennt. Zumindest hoffe ich das.
Worüber ich aber auch noch gestolpert bin, ist die vorangehende Aussage von wegen Kandidierenden ohne Erfahrung in der Politik. Vorausgesetzt jemand ist wirklich motiviert, sich im Grossen Rat einzubringen, ist das gerade eine riesige Chance. Gerade weil die Frauen und Männer im Parlament unterschiedliche Hintergründe haben und Positionen vertreten. Das belebt die Diskussion. Vielleicht trägt es sogar dazu bei, dass weniger politisiert wird im herkömmlichen Sinne und hilft, dass die Menschen sich wieder mehr für Politik interessieren.
Monika Baumgartner
Link zum Beitrag: https://www.zeit.de/2022/18/wahlsystem-graubuenden-schweiz
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