Schierser Alleingang auf Kosten der Bildung?

An der bevorstehenden Gemeindeversammlung beantragt der Schierser Vorstand den Austritt aus dem Schulverband Fideris-Furna-Jenaz-Schiers (FFJS). Aus dem Blickwinkel einer langjährigen Lehrperson kann ich diesem Ansinnen nicht unwidersprochen zustimmen.

Die   Gemeindepräsidentinnen und -präsidenten des Tals haben im Rahmen ihrer Neujahrsinterviews in der Prättigauer Zeitung Standortattraktivität für Familien gefordert. Ein verlässliches Bildungssystem für unsere Kinder und zeitgemässe Strukturen bilden dafür die grundlegende Basis. Der Schulverband FFJS hat sich seit 2013 entwickelt und seinen Platz gefunden. Das Zusammengehen bot die Chance und Perspektive, wachsende Erschwernisse des weiteren Alleingangs zu entschärfen, so z.B. bei den Klassengrössen (vorab in der Oberstufe), Wahlfach-Optionen, integrierte Förderung, Attraktivität für gute Lehrpersonen. Persönlich gingen mir zu Beginn manche Dinge und pädagogische Anliegen mit Hinweis auf Kosten und Finanzrahmen zu wenig schnell.

Der Schulverband kann meiner Meinung nach heute den vielseits geforderten hohen Bildungs-Standard sicherstellen und auch herausfordernde Aufgaben (z.B. IT- und technische Infrastruktur) im Verbund in die Zukunft führen. Dies möchte ich nicht leichtsinnig aufs Spiel setzen.

Jetzt aus dem FFJS auszutreten – mit der einseitigen Begründung, die Schule sei zu teuer – hinterlässt bei mir Kopfschütteln. Wer meint, eine qualitativ hochstehende Volksschule sei in Schierser Eigenregie billiger zu haben, missachtet die Fakten. Grundsätzliche Eckwerte sind vom Schulgesetz vorgegeben und ohne substanziellen Abbau an pädagogischen Ansprüchen kaum zu verändern.

Fazit: Gutes lässt sich immer verbessern (so z.B. Anzahl der Vertretung und Mitarbeit im Schulrat). Doch ein ungenügend durchdachter Ausstieg würde schaden, Bewährtes und viel guten Willen zerstören. Wir tun gut daran, den eingeschlagenen Weg im Schulverband konstruktiv weiter zu gehen. Lernende und Lehrpersonen haben stabile Aussichten und eine wertschätzende Haltung verdient.

Jürg Mächler, Schiers

Leserbrief in Prättigauer & Herrschäftler und Südostschweiz vom 5. März 2022